"Jahrhundert-Vorhaben" Parksee-Entschlammung
von Christian Wonitzki
Anfang des Jahres startete die Baumaßnahme zur Entschlammung des Parksees. Seit seiner Neugestaltung 1874 ist dies die erste grundhafte Sanierung des Gewässers. Damit soll der Parksee wieder für die Zukunft fit gemacht werden.
Der ursprüngliche „Binsenteich“ war im Zuge der Neugestaltung des fürstlichen Parks 1873 durch Rudolph Reinecken neu konturiert und 1874 schließlich unter Verwendung von 46.000 m3 Material als Parksee neu angelegt worden. Die geraden Ufer des Binsenteichs löste man durch Bildung von Landzungen und Buchten auf, wodurch ein naturnaher Charakter entstand. Die alte Insel wurde abgetragen, an ihrer Stelle entstanden fünf neue, und die Ufer wurden mit einer bemerkenswerten Gehölzauswahl bepflanzt. Nach damaliger Einschätzung maßgeblicher Experten machte seine Neugestaltung den Parksee zum „eigentlichen Glanzstück“ der Neuanlage des Parks.
Während seiner Neugestaltung ist der Parksee 1874 weitestgehend entschlammt worden. Im weiteren Lebenslauf des Sees erzeugten die jährlichen massiven Einträge von Laub der Parkgehölze und die Sedimentzufuhr über den Krümmebach, aber auch Fütterungseffekte (jahrzehntelange Fischwirtschaft) eine wachsende Schlammschicht mit problematischen ökologischen Folgen (Blaualgenblüte). Auch die Uferlinien stimmen durch inzwischen eingetretene Schäden nicht mehr mit den ursprünglichen Plänen überein.
Nahezu fünf Jahre brauchte es, um für die komplizierten Standortverhältnisse im denkmal- und naturgeschützten Greizer Park eine brauchbare Technologie für die dringend notwendige Entschlammung zu finden. Auf ca. 30.000 m3 bemisst sich das ermittelte Ablagerungsvolumen, zwei Drittel davon will man bergen. Jahrzehntelanger Schadstoffeintrag macht allerdings die teure Entsorgung des schwermetallbelasteten Schlamms auf einer Deponie erforderlich. Die 2022 ausgesprochene Förderung von 3 Mio. € aus Bundesmitteln eröffnete erst die Voraussetzung zur Realisierung des Vorhabens.
Die Gesamtmaßnahme beinhaltet neben der Entschlammung (2024) die teilweise Wiederherstellung der historischen Uferlinien durch den Einbau neuer Steinpackungen, die Nachpflanzung von 30 im Uferbereich verlorengegangenen Gehölzen sowie die Nachpflanzung von 36 Winterlinden in der Seufzerallee (2025).
Die praktizierte Technologie der „Nassentschlammung“ läuft folgendermaßen ab: „Abkämmen“ des Seebodens zur Erfassung grober Ablagerungen, per Amphibienfahrzeug Schlammentnahme mit rotierender Schnecke und Einsaugen über Schlauchleitungen zur Separatoreinheit am Ufer, Abtrennung von Grobstoffen, Zurückleiten des ausgepressten Wassers in den See, Konditionierung des Schlamms mit einem biologischen Flockungsmittel. Übrig bleibt ein bröckeliges Material, das über Containerfahrzeuge abgefahren wird.
Während die Fischfauna des Parksees durch die Arbeiten nicht gefährdet ist, sind zum Schutz von Muscheln und Amphibien Vorkehrungen, einschl. einer ökologischen Bauüberwachung, getroffen worden. Wie gut das funktioniert hängt wohl vor allem von einer strikten Überwachung dieser Schutzmaßnahmen ab.
Einrichtung und Betrieb der Baustelle am Nordeingang des Parks erfordern eine weitestgehende Sperrung dieses Zugangs für Fußgänger. Ebenso kann der Parksee z.Zt. nicht mehr umrundet werden.