Wieder erstandene Orangerie eingeweiht
von Christian Wonitzki
Mit einem Zeitsprung von 250 Jahren kehrt die Orangerie-Funktion in das Greizer Parkgewächshaus zurück. 1783 in Betrieb genommen beendete das zerstörerische Hochwasser von 1799 bereits im Wesentlichen diese Nutzung als Winterquartier für die empfindlichen, exotischen Kübelpflanzen. Über die Zeitenläufe hinweg beherbergte das Parkgewächshaus dann ein Theater, war Baudepot und Lager, Wohnungen wurden eingebaut. Eine Vielzahl von Umbauten und zuletzt das Hochwasser von 2013 schädigten Zustand und Erscheinungsbild des Gebäudes nachhaltig. 2017 startete die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten die Planung der denkmalschützerischen Rekonstruktion, am 1. November 2022 konnte der erste Bauabschnitt, in den 3,6 Mio. € geflossen sind, seiner Nutzung übergeben werden.
Entstanden ist ein Kalthaus mit Empore, vom Aufwand her war es fast ein Neubau. Ab Herbst überwintern hier die Kübelpflanzen aus den Schmuckbeeten, zusätzlich sind Möglichkeiten für die Anzucht von Beetpflanzen wie Echeverien verfügbar. Die hohen Fenster, die Kubatur des Raumes, Jalousien, Lüftungsklappen und moderne Regeltechnik sorgen für ein optimales Licht- und Feuchtigkeitsregime, dessen Parameter nun von den Parkgärtnern zunächst ausprobiert und eingerichtet werden müssen. Die Aufstellung der Pflanzkübel erfolgt platzsparend, der Transport mit kräfteschonender Technik. Für alle „Beteiligten“, die Gärtner einerseits und die Phönix- und Washingtonia-Palmen, Bananen, Strelitzien sowie die Bleiwurz-, Fuchsien- und Lorbeer-Stämmchen andererseits beginnt nun eine neue Ära im Park.
Ziel der aufwändigen Arbeiten aus Sicht des Denkmalschutzes war die Wiederherstellung des ursprünglichen Fassadenbildes mit den hohen Fenstern, der Erhalt der Gebäudekubatur und die Zurückgewinnung der ursprünglichen Raumstruktur. Entstanden sind so auch dringend benötigte Arbeits- und Aufenthaltsräume für das Team der Parkverwaltung. Angedacht ist die Nutzung des großzügigen Orangerieraumes für Veranstaltungen im Sommer.
2023 wird der Außenbereich hergerichtet, seine Gesamtgestaltung ist erst nach kompletter Fertigstellung aller Bauabschnitte vorgesehen. Im mittleren Gebäudeteil soll 2024 weitergebaut werden, dort entstehen weitere Arbeitsräume der Parkverwaltung, Besuchertoiletten und möglicherweise eine Wohnung. Vorgesehen ist auch der Bau einer Zisterne zur Gewinnung von Brauchwasser. Zum dritten Bauabschnitt, einem Warm- und Kalthausmix am westlichen Ende des Gebäudes, gibt es noch keine verbindlichen Aussagen.
Mindestens sieben Mio. € sind für die Gesamtmaßnahme veranschlagt.
(Siehe auch Beitrag vom 20.11.2019 unter Neues aus dem Park.)