Die Weiße Elster ist Flusslandschaft des Jahres 2020-21
von Christian Wonitzki
Flüsse sind Lebensadern, in vielfältiger Weise - für Mensch und Natur. Ihnen deshalb Aufmerksamkeit zu schenken, verantwortungsvoll mit ihnen umzugehen und sie „in einen guten Zustand zu versetzen“, wie es die Europäische Wasserrahmenrichtlinie verlangt, ist in unser aller Interesse. In diesem Kontext ist es sehr erfreulich, dass das Bundesumweltministerium auf Vorschlag von Umweltorganisationen in Abständen „Flusslandschaften des Jahres“ kürt. Für 2020/21 trägt die Weiße Elster diesen Titel.
Mit dieser „Ernennung“ soll eine breite Palette von Merkmalen, Potentialen und Sehenswürdigkeiten des betreffenden Flusses besser bekannt gemacht werden. Das betrifft z.B. den ökologischen Zustand des Gewässers, seine Qualität als Lebensraum (auch im flussbegleitenden Umfeld), aber auch Hochwasserrisiken und Schutzvorkehrungen. Interesse geweckt werden soll ebenso für den tangierten Kulturraum und somit auch für sein touristisches Potential. Zum Beispiel hat man an der 287 km langen Weißen Elster 83 Burgen, Schlösser und Herrenhäuser gezählt, dieselbe Schlösserdichte wie an der Loire (OTZ vom 16.1.2020).
Die Sensibilisierung der Bevölkerung für die Bedeutung und Rolle der Flüsse und ihrer umgebenden Landschaften, die Initiierung von Maßnahmen zu ihrer Erhaltung und ihrem Schutz, die Unterstützung notwendiger Renaturierungs- und Zustandsverbesserungsmaßnahmen sowie die Förderung eines nachhaltigen Tourismus sind die Ziele dieser von den NaturFreunden Deutschlands und dem Deutschen Angelfischerverband getragenen Initiative für die inzwischen seit dem Jahr 2000 existierende Kampagne.
Der Fürstlich Greizer Park wäre ohne die Weiße Elster nicht denkbar. Seine Lage im reizvollen Tal dieses Flusses, die ständige Präsenz und Erlebbarkeit der Weißen Elster bilden ein wichtiges wertsteigerndes Element für den Park. Und überdies verdankt die reichhaltige Naturausstattung des Greizer Parks ihre Vitalität und Vielfalt auch dem flussgestützten günstigen Bodenwasserhaushalt.
Erinnert sei daran, dass die jenseits, westlich der Weißen Elster liegenden Areale der Trödenwiese dem Park zuzurechnen sind (ehemalige „Neue Welt“), historisch sind diverse Nutzungen durch die Greizer Herrschaft nachweisbar. Auch die maßgeblichen Planer des Parks, Carl Eduard Petzold und Rudolph Reinecken, hatten vor, dieses Wiesenareal mit einer zweiten Brücke als Teil der Parklandschaft zu erschließen. Aus finanziellen Gründen und auch angesichts der Hochwassererfahrungen ließ man diesen Plan aber fallen.
Auf jeden Fall lohnt sich bei einem Parkbesuch der Ausblick auf die Weiße Elster, z.B. von der Luftbrücke aus, beim Spaziergang durch die Seufzer-Allee oder im hinteren Wiesenareal. Wegen der geringen Wassertiefe lebendig fließend, umsäumt von teilweise bizarr eingebrochenen Ufergehölzen und mit etwas Geduld mit einer Beobachtung des Eisvogels oder der Wasseramsel belohnt vermittelt das Flussambiente ein zum Landschaftspark kontrastierendes Erlebnis.
Die Weiße Elster entspringt im Elstergebirge bei Asch (Tschechische Republik) in reichlich 700 m Höhe, erreicht bereits nach wenigen Kilometern das sächsische Bad Elster und durchfließt dann Thüringen (mit Greiz), Sachsen- Anhalt und wieder Sachsen (mit Leipzig), um schließlich bei Halle in die Saale zu münden.
Die andere Seite der Weißen Elster: Häufige und oft verheerende Hochwasserereignisse einschl. zerstörerischer Eisgänge. In der Ausstellung zum 250-jährigen Jubiläum des Sommerpalais wurde von 22 solcher Ereignisse seit dem Beginn des 17. Jahrhunderts berichtet.
Der Name „Weiße Elster“ hat übrigens nichts mit dem schwarz-weißen Rabenvogel zu tun. Im Slawischen heißt „Alstrava“ die „Eilende“, woraus später „Elster“ wurde.
Der Fluss zählt zu den am stärksten belasteten Fließgewässern in Mitteldeutschland. Bis 2027 soll ein „guter ökologischer Zustand“ erreicht werden, die Aussichten dafür sind momentan nicht sehr gut.
Vielfältige Lebensräume mit einem unterschiedlichen Spektrum an Tier- und Pflanzenarten begleiten den Fluss. Acht besonders wertvolle Abschnitte entlang der Weißen Elster wurden nach der „Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie“ als europäische FFH-Schutzgebiete ausgewiesen. Teile des Fürstlich Greizer Parks gehören zum FFH-Gebiet 147 „Elstertal zwischen Greiz und Wünschendorf“.
Für weitere Informationen sind folgende Links zu empfehlen:
https://www.naturfreunde.de/die-weisse-elster-wird-flusslandschaft-des-jahres-202021
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