Winterlinde

 

Winterlinde

Die Winterlinde war 2016 Baum des Jahres

Winterlinde Tilia cordata Mill. (ohne Nr. im Amtlichen Führer „Schätze der Pflanzenwelt im Greizer Park“, Neuauflage 2020)

Die Winterlinde ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Linden (Tilia) innerhalb der Familie der Malvengewächse (Malvaceae). Heimat der Winterlinde ist Mitteleuropa von der Ebene bis zu den Alpen in 1500 m Höhe. Die Winterlinde war Baum des Jahres 2016 in Deutschland.

Die Winterlinde ist ein sommergrüner Laubbaum, der Wuchshöhen bis zu 30 (40) Meter und ein Alter von 1000 Jahren erreichen kann. Seine Krone ist hochgewölbt und  herzförmig, oft auch leicht unregelmäßig gestaltet.

Blätter: Unsymmetrisch herzförmig, kleiner als bei der Sommerlinde, meist 5-7 cm lang und fast ebenso breit mit 2-5 cm langem Blattstiel. Oberseits dunkelgrün und kahl, unterseits bläulich-graugrün mit braunen Haarbüscheln (Domatien) in den Winkeln zwischen Haupt- und Seitennerven (Unterschied zur Sommerlinde!).

Blüten: 4-12 in hängenden Rispen mit gelblich-weißen Kronblättern und angenehmem Duft. Die Blütezeit reicht von Juni bis Juli.

Die kugelige Kapselfrucht ist 5 – 7 mm groß; sie lässt sich im Gegensatz zu den Früchten der Sommerlinde leicht zerdrücken.

Winterlinden sind in der Regel kleiner und zierlicher als Sommerlinden.

Das Schild markiert alle Alleebäume der gesamten „Seufzerallee“. Diese doppelreihige, gewundene Winterlinden-Allee beginnt nahe der Luftbrücke (dort Verlauf zwischen Weg und Elster) und setzt sich ab der historischen, 2016 restaurierten nördlichen Seufzerbrücke (goldenes Geländer) als begehbare Allee (der Weg wurde 2016 neu hergestellt) über mehrere hundert Meter nach Norden fort. Auf Grund ihres minimalen Reihenabstandes stellt sie eine sog. bedeckte Allee dar.  

Wie sie zu ihrem Namen kam, ist nicht überliefert; auch der Name „Reitweg“ existiert.

Der genaue Entstehungszeitpunkt der Seufzerallee ist unbekannt. Allerdings ist davon auszugehen, dass ein Teil der Bäume der Zeit der ersten Alleedarstellung (sog. Hahn-Plan von 1783) zugeordnet werden kann, die Seufzerallee somit einen der ältesten pflanzlichen Bestandteile des Parks darstellt.

Im Laufe der weiteren Entwicklungsgeschichte ist es zu mehreren Nachpflanzungsaktionen gekommen. Dies ging einher mit verschiedenen (Um-)Gestaltungsvorschlägen, die nur zum Teil realisiert wurden. Durch Verschwenken des Weges sollte z.B. eine bewusste Unterbrechung der Sichtbeziehung zwischen  Anfangs- und Endpunkt erreicht werden. Petzold (1873) schwebte gar die Auflösung der Seufzerallee durch Baumentnahmen und Anpflanzung von freien Gehölzgruppen vor. Dieser Planung wurde von Reinecken (1873) dann aber weit weniger rigoros gefolgt; die heutige Gestalt entspricht deshalb grundsätzlich der damals geformten Alleestruktur.

Auffällig ist aber, dass die Allee bewusst durch Lücken unterbrochen wurde, um Sichtbeziehungen zum gegenüberliegenden Elsterufer, zu den Auenwiesen der  „Neuen Welt“/Trödenwiese zu schaffen. Dieses Areal sollte gemäß der maßgeblichen Parkplanung von C.E. Petzold (um 1870) Bestandteil des Parks werden (Reptonsches Prinzip des „Brechens“, um Alleeverläufe aufzulösen, Gruppen zu bilden und entfernt liegende Parkpartien optisch zu öffnen). Realisiert wurde diese Parkerweiterung allerdings nicht.

Ursprünglich hatten die Bäume der Seufzerallee eine Höhe von bis zu 40 m und einen Kronendurchmesser bis etwa 14 m. Der Stammdurchmesser vieler Exemplare misst rund 80 cm.

Nach einem ausführlichen Baumgutachten in 2002 wurden in den vergangenen Jahren regelmäßig umfangreiche baumchirurgische Pflege-, Sanierungs- und Verkehrssicherungsmaßnahmen ausgeführt. Dies hat naturgemäß Änderungen der Baumhöhe und Kronenmaße zur Folge.

 

Mehr Informationen zur Winterlinde

Weiteren Winterlinden begegnet man in vielen Parkbereichen.

Von der Blumenuhr am Parkeingang ausgehend säumt eine alte Winterlindenallee den Weg an der Weißen Elster entlang, die letztmalig 2016 ergänzt worden ist. Eigentlich sollte der linksseitige Elsterdamm - eine Hochwasserschutzanlage - frei von Bäumen gehalten werden. Die Behörden akzeptierten aber schließlich die 2007 gepflanzte erste Baumtranche. Ein Alleebaum ist übrigens - aus Gründen der Regelmäßigkeit der Alleebepflanzung - mitten in den seitlich abbiegenden Hauptweg gesetzt worden. Eingebaut wurde dabei auch eine zusätzliche statische Stabilisierung des Untergrundes, um die Belastungen der Wegenutzung mit Maschinen vom Wurzelwerk fernzuhalten.

Parallel zum genannten Hauptweg an der Elster verläuft landeinwärts ein neu angelegter, sehr geradlinig verlaufender Weg, an dem ebenfalls einige Winterlinden gepflanzt worden sind. Die Geradlinigkeit dieser Wegeführung soll an die Rokoko-Periode des Parks erinnern und bildet einen Kontrast zu den üblichen, geschwungenen Wegen des Landschaftsparks.  

Ein weiteres, jüngeres Winterlinden-Exemplar (Nr. 24, Pflanzjahr ca. 1910) findet sich in der Nähe des Küchenhauses (Zugang zum Pinetum).

Reste einer alten Winterlinden-Allee säumen den Hauptweg vom „Parkschlösschen“-Eingang des Parks zum westlichen Dammweg des Parksees. Sie entstand in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts als Wirtschaftsweg zum Binsenteich (heute Parksee). Damals lag dieser Bereich noch außerhalb der Parkanlage. Diese Allee war wohl 1870 im Bestzustand, so dass C.E. Petzold sie unangetastet in die neue Parkgestaltung übernahm und durch umgebende Neupflanzungen harmonisch in die Gesamtanlage einfügte. Nunmehr zeigt diese Allee schon seit Jahrzehnten starke Überalterungserscheinungen, ein Sturm vom November 1984 hat überdies 10 Linden zerstört. Heute ist der Alleecharakter dieses historischen Relikts verloren gegangen, seitlich stehende Bäume sind in die Lücken gewachsen.

Baum Nr. 111 kennzeichnet dieses historische Parkelement.

Petzold lag die Erhaltung alter Alleen bei der Umgestaltung von Gartenanlagen immer am Herzen: „Solche alte Alleen haben etwas Ehrfurchtgebietendes. Man findet sie öfter in Anlagen, welche umgestaltet werden sollen, zuweilen ganz am unrechten Platz vor, wo sie Ansichten und Aussichten verdecken. Zu allem Unglück sind sie aber häufig so schön, daß man sich nicht an ihnen zu vergreifen wagt und sie deshalb beibehält, wenn es sich mit dem guten Geschmack nur irgend vereinigen läßt.“

Zu dieser Alt-Allee ein eindrucksvolles Zitat von Ilse Stappenbeck, Autorin des Buches „Der Park zu Greiz“ (1936): „Petzold… ließ die alte Lindenallee unangetastet. Da diese alten Linden sehr eng stehen und die Allee in einer leichten Kurve verläuft, ist sie in ihrer Wirkung viel mehr malerisch als streng regelmäßig und bildet eines der großartigsten und würdigsten Motive des ganzen Parkes.“ 

Wissenswert:

Linden haben einen hohen ökologischen Wert. Durch ihr feingliedriges, tiefgehendes Herzwurzelwerk werden die Waldböden gefestigt. Das sich schnell zersetzende Lindenlaub verbessert die Bodenqualität wie kaum eine andere Baumart.

Vor allem aber sind Linden eine hervorragende Nektarquelle für Bienen und wegen des hohen Zuckergehalts ihres Nektars eine geschätzte Tracht.

Als Heildroge dienen die getrockneten Blütenstände. Teezubereitungen aus der Droge werden bei Erkältungskrankheiten und damit verbundenem Hustenreiz eingesetzt.

Eine der Hauptnutzungen des Lindenholzes liegt in der Bildhauerei, der Schnitzerei und der Drechslerei. Zum Beispiel wurden berühmte Werke der Spätgotik (Tilman Riemenschneider, Veit Stoß) häufig aus Lindenholz hergestellt. Lindenholz aus dem Fürstlich Greizer Park nutzte auch die bekannte Greizer Holzbildhauerin Elly-Viola Nahmmacher (1913 - 2000) für ihre überwiegend sakralen Kunstwerke (https://de.wikipedia.org/wiki/Elly-Viola_Nahmmacher).

Die Winterlinde wird häufig als Straßen- und Parkbaum gepflanzt und ist ein beliebter Alleebaum.

Auf das Vorkommen von Linden machen viele Flur-, Orts- und Familiennamen  aufmerksam. Dorflinden, Gerichtslinden, Kirchlinden, Tanzlinden und Hoflinden, aber auch Sagen und Gebräuche zeugen von einer jahrhundertelangen vielseitigen Bedeutung der Linden.


Die Linde gilt als Symbol der Liebe, der Güte, der Gastfreundschaft und Bescheidenheit.