Der Park als Lebensraum für Pflanzen und Tiere
Der vor rund 140 Jahren bewusst gewählten und bis heute nahezu unverändert umgesetzten gartenkünstlerischen Konzeption von Carl Eduard Petzold und Rudolph Reinecken verdankt der Fürstlich Greizer Park seinen einmaligen Charme: Er ist historischer Landschaftspark, präsentiert zahlreiche dendrologische Besonderheiten und wartet aber auch mit einer reichhaltigen Naturausstattung auf. Diese Symbiose kommt zustande durch die maßvolle Parkgestaltung unter Einbeziehung naturgegebener Landschaftsstrukturen des Flusstals der Weißen Elster, wodurch sich vielfältige Lebensraumtypen mit einer stattlichen Anzahl von Pflanzen-und Tierarten entwickelten. Bei einem Spaziergang durch den Park kann der aufmerksame Beobachter bis zu 15 verschiedene Biotoptypen entdecken, darunter Sumpfhochstaudenfluren, binsen-und seggenreiche Nasswiesen, ufernahe Röhrichtbestände sowie naturnahe Kleingewässer. Ein Großteil der Parkwiesen repräsentiert die in Thüringen selten gewordenen, extensiv genutzten Mähwiesen des Flach-und Hügellandes in einem sehr guten Pflegezustand. Kennzeichnende Arten sind hier zum Beispiel die beiden Orchideen Breitblättriges Knabenkraut (Dactylorhiza majalis) und Großes Zweiblatt (Listera ovata), Wiesenknöterich (Polygonum bistorta), Sumpfpippau (Crepis paludosa}, Kuckucks-Lichtnelke (Lychnis floscuculi), Engelwurz (Angelika sylvestris) und Großer Wiesenknopf (Sanguisorba officinale). Und nicht zuletzt können der Park und seine Umgebung mit einer reichen Pilzflora aufwarten.
Diese Vielfalt bedingt ein reichhaltiges Nahrungsangebot insbesondere für Vögel, Fledermäuse und Amphibien.
An den Blüten des Wiesenknopfs leben die ersten Larvenstadien des recht unscheinbaren Wiesenknopf-Ameisenbläulings (Maculinea nausithous) – eine europaweit geschützte Schmetterlingsart. Die Raupen lassen sich herunterfallen und werden in die Erdnester von Wiesenameisen geschleppt, wo sie, von Ammen umsorgt, ihre Entwicklung bis zum Falter vollenden. Das gut ausgetüftelte Mahdregime der Parkwiesen sichert den Fortbestand dieser für ganz Thüringen bedeutsamen Falterpopulation.
Die nördlich gelegenen Hammerwiesen mit Teichen, in denen der Kammmolch (Triturus cristatus) vorkommt, sowie die westlich und südlich des Parksees gelegenen Bereiche sind gemäß der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie der Europäischen Union Bestandteil des FFH-Gebietes „Elstertal zwischen Greiz und Wünschendorf“. Das alljährlich Ende Mai zu bestaunende Blütenmeer von über 30 000 Majalis-Orchideen auf den Hammerwiesen – das größte Vorkommen in Thüringen – macht diesem Schutzstatus alle Ehre. Gebietsidentisch mit dem FFH-Gebiet ist der Greizer Park auch EU-Vogelschutzgebiet. Insgesamt wurden bisher über 200 Vogelarten nachgewiesen. Zahlreiche Brutvogelarten profitieren von der vielgestaltigen Parklandschaft mit den höhlenreichen Altbaumbeständen.
Einen sehr informativen Flyer zur Natur des Fürstlich Greizer Parks (herausgegegeben 2015 von der unteren Naturschutzbehörde des Landratsamtes Greiz) können Sie als pdf-Dokument unter "Downloads" herunterladen.
Ein Orchideenmeer im Fürstlich Greizer Park
Eine ganz spezielle Lebensgemeinschaft
Beispiele der natürlichen Park-Vegetation
Einige tierische Parkbewohner vorgestellt
Die Vogelwelt
Paradies für Vogelfreunde
Schon immer war der Fürstlich Greizer Park mit seinem See, früher als Binsenteich bezeichnet, ein Anziehungspunkt für Vogelfreunde. Die ältesten bekannten vogelkundlichen Nachweise stammen aus dem 19. Jahrhundert und sind vor allem mit dem in Gera lebenden Ornithologen Karl Theodor Liebe (1828 – 1894) und seinem in Greiz geborenen Schüler Felix Heller (1857 – 1931) eng verbunden. Seit Jahrzehnten dokumentieren Greizer Ornithologen den Vogelbestand im Park und kümmern sich um Nisthilfen.
In den zurückliegenden Jahrzehnten konnten bisher Vögel (Brutvögel, Durchzügler und Nahrungsgäste) aus 216 verschiedenen Arten im Park nachgewiesen werden. Mit etwas Glück kann von der Luftbrücke aus die Wasseramsel oder der exotisch anmutende Eisvogel beobachtet werden, wie er im Sturzflug kleine Fische in der Weißen Elster erbeutet.
Sogar Seeadler, Fischadler, Rohrweihe, Wanderfalke, Baumfalke, Schwarzstorch, Weißstorch und Wiedehopf streifen gelegentlich den Fürstlichen Park.
Brutvögel im Park
Auf Grund der reichhaltigen Naturausstattung brüten Vögel aus 64 verschiedenen Arten im Park (Stand 2015). Die Entenvögel sind mit Höckerschwan, Graugans, Stockente und Reiherente vertreten. Der zu den Lappentauchern zählende Haubentaucher zieht regelmäßig seit vielen Jahren zwei bis sechs Jungvögel auf, die er zuweilen schützend im Gefieder trägt. Vervollständigt werden die Wasservögel auf dem See durch das Blässhuhn. Das dicht am Ufer stehende Nest mit fünf bis zehn Eiern wird an Halmen und Ästen befestigt.
Bunt-, Mittel- und Kleinspecht sowie Grau- und Grünspecht markieren mit Trommelreihen und Rufen ab März ihre Reviere.
Am zahlreichsten tritt die Familie der Sperlingsvögel in Erscheinung. Schon im zeitigen Frühjahr werben Meisen, Stare, Drosseln und Finken mit ihren abwechslungsreichen Gesängen um die Gunst der Weibchen, gefolgt von Schnäppern, Laubsängern und Grasmücken. Der aufmerksame Besucher findet von Zeit zu Zeit auch die Wasseramsel und die Gebirgsstelze an der Weißen Elster oder die Rohrammer sowie den Neuntöter an den vier Kleinteichen in den Hammerwiesen. Sogar der Schlagschwirl hat hier in manchen Jahren sein Revier. Von herausragender Bedeutung war im Jahre 2012 die erfolgreiche Brut des Kleinen Sumpfhuhns, damals einziger Brutnachweis für Thüringen.
(Daten und Bilder wurden freundlicherweise von den Greizer Ornithologen Josef Lumpe und Wolfgang Simon bereitgestellt.)